Ajaloolise mitmekeelsuse seminar

Facetten der Mehrsprachigkeit im 17. Jahrhundert

15. aprillil 2019, Tallinna Ülikoolis ruumis M-649

 

Tallinna Ülikooli, Baltisch-Deutsches Hochschulkontori ja Eesti Teaduste Akadeemia Underi ja Tuglase Kirjanduskeskuse ühisseminar.

 

Kava

10.00–10.15 Maris Saagpakk (Universität Tallinn): Einführung, Begrüßung.

10.15–10.45 Helmut Glück (Universität Bamberg): Mehrsprachigkeit in Europa im 17. Jahrhundert.
Um 1600 war das Lateinische die wichtigste internationale Sprache Europas, bis um 1700 war es in vielen Domänen vom Französischen abgelöst worden. Doch auch andere Volkssprachen waren in Bereiche vorgedrungen, die bisher vom Lateinischen dominiert waren: innere und äußere Verwaltung, Wirtschaftsverkehr, Schulwesen und schöne Literatur. Auch das Militär (Söldnerheere) war multinational und vielsprachig. Der Vortrag wird auf die Regelungen über die “Amtssprachen” des Heiligen Römischen Reiches eingehen und ein Sprachbuch aus dem Dreißigjährigen Krieg vorstellen, das Offizieren mit Kenntnissen des Französischen Deutsch beibringen sollte.
Über den referenten: Helmut Glück studierte Slavistik, Germanistik und Nordistik in Tübingen und Bochum. Von 1991 bis 2015 war er Professor für Deutsche Sprachwissenschaft und Deutsch als Fremdsprache an der Universität Bamberg.  Dr. Glück gehört dem Vorstand der Stiftung Deutsche Sprache (Berlin) und dem Vorstand der Henning-Kaufmann-Stiftung (Essen) an, außerdem ist er Vorsitzender der Jury für den Kulturpreis Deutsche Sprache (Kassel). Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Grammatik des Deutschen, die kontrastive Linguistik, die Geschichte und die Gegenwart der Fremdsprache Deutsch, Schrift und Schriftlichkeit, Sprachpflege und Sprachkritik sowie die Lexikographie der Sprachwissenschaft.

10.45–11.15 Mark Häberlein (Universität Bamberg): Adel, Kaufmannschaft und Mehrsprachigkeit im Europa des 17. Jahrhunderts.
Sowohl für Adelige als auch für Kaufleute waren Fremdsprachenkenntnisse in der Frühen Neuzeit von großer Bedeutung: Während sie Adelige für die galante Konversation bei Hofe sowie für die Übernahme administrativer Funktionen und diplomatischer Missionen qualifizieren sollten, mussten im Fernhandel tätige Kaufleute über die Fähigkeit verfügen, mit Geschäftspartnern außerhalb des eigenen Sprach- und Kulturraums zu kommunizieren. Mit der adeligen Kavalierstour und der kaufmännischen Auslandslehe hatten sich bis zum 17. Jahrhundert standes- und berufsspezifische Formen der Ausbildung entwickelt, deren wesentliche Merkmale und Praktiken in diesem Vortrag vorgestellt und erläutert werden.
Über den referenten: Seit 2004 ist Dr. Häberlein der Inhaber des Lehrstuhls für Neuere Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Dr. M. Häberlein ist der verantwortliche Herausgeber des „Jahrbuchs für Regionalgeschichte”, der Gründungsvorsitzender der „Matthias-Kramer-Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte des Fremdsprachenerwerbs und der Mehrsprachigkeit” und der erste Vorsitzender der „Gesellschaft für Überseegeschichte”. Prof. Dr. Häberlein ist auch Autor zahlreichen Publikationen zur Wirtschafts-, Sozial-, Stadt- und Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit sowie zur Kolonialgeschichte Nordamerikas.

11.15–11.45 Kristi Viiding (Under und Tuglas Literaturzentrum der Estnischen Akademie der Wissenschaften): Die Mehrsprachigkeit der Inschriften in den estnischen Kirchen in der Frühen Neuzeit.

Mittagspause

13.00–13.30 Aivar Põldvee (Universität Tallinn): Language in change: Some sociolinguistic aspects of spoken and written Estonian in the 17th century.

13.30–14.00 Marin Jänes (Universität Tallinn und Under und Tuglas Literaturzentrum der Estnischen Akademie der Wissenschaften): Zu gesellschaftlichen und institutionellen Rahmenbedingungen der Mehrsprachigkeit im 17. Jahrhundert anhand von Kirchenvisitationen.

14.00–14.30 Inna Jürjo (Universität Tallinn): Die Mehrsprachigkeit in den est- und livländischen Gerichts- und Visitationsprotokollen des 17. Jahrhunderts.

14.30–15.00 Kaidi Kriisa (Universität Tartu): Some examples of multilingual practices in the academic texts of the Early Modern Academia Dorpatensis (1632–1710).

Kaffeepause

15.30–16.00 Anna Verschik (Universität Tallinn): Jiddische und Baltendeutsche Sprachkontakte.

16.00–16.30 Szilard Tibor Toth (Universität Tartu, Narva College): Mehrsprachigkeit in den estnischen Grammatiken des 17. Jahrhunderts.

16.30–17.00 Aigi Heero (Universität Tallinn): Die Mehrsprachigkeit in den „Anotationes“ (ca 1650–1658) des Revaler Kantors David Gallus.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des “Deutschen Frühlings 2019” in Estland statt.